Medikamentöse Tumortherapie
Eine orale Tumortherapie bedeutet, dass die Krebsmedikamente in Tabletten- oder Kapselform eingenommen werden statt per Infusion wie bei klassischer Chemotherapie.
Sie wird häufig bei bestimmten Krebsarten eingesetzt, z. B. Blasen-, Nieren- und vor allem beim Prostatakarzinom.
Funktionsprinzip
Je nach Medikament wirken orale Tumortherapien unterschiedlich, grob gibt es drei Hauptgruppen:
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Zytostatika (klassische Chemotherapie in Tablettenform)
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Greifen Zellen an, die sich schnell teilen (Tumorzellen, aber auch gesunde Zellen wie Haar- oder Darmschleimhautzellen).
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Beispiel: Capecitabin, Temozolomid - im urologischen Bereich werden diese nicht eingesetzt.
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Zielgerichtete Therapien (Targeted Therapy)
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Wirken nur auf bestimmte Moleküle oder Signalwege, die in Krebszellen verändert sind.
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Beispiel: Tyrosinkinase-Hemmer (z.B. Sunitinibb), PARP-Hemmer (z.B. Olaparib)
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Orale Hormontherapien
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Blockieren oder senken Hormone, die das Tumorwachstum fördern (z. B. New hormonal Agents wie Apalutamid oder Enzalutamid).
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Ablauf
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Verschreibung: Nur nach genauer Diagnose und oft molekulargenetischer Analyse des Tumors.
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Einnahme: Meist täglich oder in Zyklen, mit oder ohne Nahrung (abhängig vom Präparat).
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Kontrollen: Regelmäßige Blutuntersuchungen, evtl. EKG oder Bildgebung, um Wirkung und Nebenwirkungen zu überwachen.
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Adhärenz (Therapietreue) ist besonders wichtig, weil die Einnahme zuhause stattfindet.
Vorteile
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Kein Krankenhausaufenthalt oder Infusionstermine nötig.
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Teilweise gezieltere Wirkung mit weniger unspezifischen Nebenwirkungen.
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Erleichtert den Alltag vieler Patienten.
Herausforderungen
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Nebenwirkungen: Übelkeit, Durchfall, Hautreaktionen, Blutbildveränderungen, Müdigkeit.
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Wechselwirkungen: Mit anderen Medikamenten oder Nahrung (z. B. Grapefruit kann Wirkspiegel beeinflussen).
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Selbstverantwortung: Vergessene Tabletten können die Wirksamkeit mindern.
Eine intravenöse (i.v.) Tumortherapie bedeutet, dass Krebsmedikamente direkt in eine Vene verabreicht werden – meist über eine Infusion oder Injektion.
Das ist die klassische Form der Chemotherapie, aber auch viele moderne Krebsmedikamente (z. B. Immuntherapien, Antikörper) werden so gegeben.
Funktionsprinzip
Je nach Wirkstoff wirkt eine i.v. Tumortherapie unterschiedlich, aber die Hauptgruppen sind:
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Klassische Zytostatika
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Greifen schnell wachsende Zellen an, zerstören Tumorgewebe, aber auch manche gesunde Zellen.
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Beispiele: Cisplatin, Docetaxel, Paclitaxel.
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Immuntherapien
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Aktivieren das Immunsystem gegen Tumorzellen (z. B. Checkpoint-Inhibitoren wie Pembrolizumab).
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Monoklonale Antikörper
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Erkennen spezifische Zielstrukturen auf Krebszellen und blockieren deren Wachstum oder markieren sie für das Immunsystem.
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Beispiele: Ipilimumab, Avelumab, Belzutifan, .
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Ablauf
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Vorbereitung: Blutwerte und Allgemeinzustand prüfen, um sicherzugehen, dass der Körper die Therapie verkraftet.
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Venöser Zugang: Über eine Armvene, einen Portkatheter oder einen zentralvenösen Katheter.
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Verabreichung: Über Minuten bis mehrere Stunden; oft in Zyklen (z. B. alle 2–3 Wochen).
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Begleitmedikamente: Gegen Übelkeit, Allergien oder andere Nebenwirkungen.
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Nachbeobachtung: Patienten bleiben teils noch 30–60 Minuten zur Überwachung, vor allem bei neuen Medikamenten.
Vorteile
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Präzise Dosierung, weil das Medikament direkt ins Blut geht.
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Geeignet für Substanzen, die im Magen-Darm-Trakt zerstört würden oder schlecht aufgenommen werden.
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Oft in Kombination mit oraler Therapie möglich.
Nachteile/Herausforderungen
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Erfordert Krankenhaus- oder Praxisbesuche.
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Venenzugänge können belastend sein.
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Systemische Nebenwirkungen (Haarausfall, Übelkeit, Infektanfälligkeit) durch Wirkung auf gesunde Zellen.
Die intravesikale Tumortherapie ist eine Behandlung, bei der Medikamente direkt in die Harnblase eingebracht werden, statt sie über den Blutkreislauf zu verabreichen.
Sie wird vor allem bei oberflächlichem Harnblasenkrebs (nicht-muskelinvasivem Urothelkarzinom) eingesetzt.
Funktionsprinzip
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Das Medikament wirkt lokal in der Blase und kommt direkt mit der Blasenschleimhaut und eventuellen Tumorresten in Kontakt.
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Dadurch wird das Risiko eines Rückfalls (Rezidivs) oder Fortschreitens der Krankheit verringert.
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Weil der Wirkstoff kaum ins Blut gelangt, gibt es meist weniger systemische Nebenwirkungen.
Arten der Medikamente
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Chemotherapeutika (z. B. Mitomycin C, Epirubicin)
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Töten verbliebene Krebszellen nach einer TUR-B (Operation) ab.
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Immuntherapeutika (z. B. BCG – Bacillus Calmette-Guérin)
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Aktivieren das Immunsystem in der Blasenschleimhaut, um Krebszellen zu bekämpfen.
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Besonders wirksam bei hohem Rezidivrisiko.
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Ablauf
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Vorbereitung
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Oft nach einer Operation (TUR-B) gestartet.
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Patient sollte vorher entleert haben, um die Blase möglichst leer zu halten.
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Instillation
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Über einen dünnen Katheter wird das Medikament in die Blase eingebracht.
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Die Lösung bleibt meist 1–2 Stunden in der Blase.
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Während dieser Zeit soll der Patient die Position im Liegen mehrmals ändern, damit das Medikament alle Blasenbereiche erreicht.
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Entleerung
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Danach wird das Medikament mit dem Urin ausgeschieden (bei BCG mit Vorsichtsmaßnahmen wegen Infektionsgefahr).
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Therapieplan
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Oft wöchentliche Instillationen für 6 Wochen (Induktion), dann Erhaltungstherapie über Monate bis Jahre.
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Vorteile
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Hohe lokale Wirksamkeit.
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Weniger systemische Nebenwirkungen als i.v. Chemotherapie.
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Kann das Risiko eines Blasenentfernens (Zystektomie) senken.
Mögliche Nebenwirkungen
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Häufig: Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang, leichte Blutbeimengung im Urin.
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Seltener: Blasenentzündung, allergische Reaktionen, Fieber (besonders bei BCG).